 
  
  
  
 
  
Abb. 1: Art und Häufigkeit von Symptomen bei Typ1 Hämochromatose zum zeitpunkt der Diagnose (Zahlen: eigene 
  Daten Nielsen 2000)
  Bedingt durch die progressive Eiseneinlagerung in parenchymale Organe kann es meist im höheren Lebensalter (ab 40-
  50 Jahren) zu vielfältigen klinischen Symptomen kommen (1). Die Leber-Eisenkonzentration ist ein guter Anhalt für das 
  Ausmaß der individuellen Eisenspeicherung. Es besteht eine Korrelation zwischen Leber-Eisen und der Häufigkeit von 
  Leberzirrhose, Diabetes und Hautpigmentierung. Dieser Zusammenhang ist nicht gegeben für die Arthropathie, die vor 
  allem die Metacarpophalangealgelenke der Finger betrifft und die in einigen Fällen erst nach erfolgter 
  Eisenentzugstherapie erstmals auftritt (2,3). 
  Häufigstes Symptom ist eine auffällige Müdigkeit und Erschöpfheit, die manchen Arzt auch auf den Verdacht eines 
  Eisenmangels bringen kann. Wird dann ein erhöhtes Ferritin gemessen ist der Weg zur richtigen Diagnose dann eher 
  leicht. 
  Bei ca. 30% der Patienten entwickelt sich eine Arthropathie (Gelenkerkrankung), die manchen Patienten zum Arzt führt. 
  Die kleinen Gelenke der Hand (vor allem Fingergeleneke im Zeige- und Ringfinger) sind häufig als erste betroffen. 
  Patienten mit individuell schwerer Eisenüberladung zeigen auch eine eigentümliche metallisch-graue Pigmentierung der 
  Haut, die deutlich anders ist als eine gesunde Hautbräunung.  Wer viele Patienten  gesehen hat, erkennt daran meist 
  sofort einen Hämochromatose-Patienten. 
  Auffällig ist, dass zum Zeitpunkt der Diagnosestellung die Häufigkeit von schweren und irreversiblen Schäden 
  (Leberzirrhose, Diabetes) bei Diagnosestellung in den letzten Jahren stark rückläufig ist. In unserem eigenen 
  Patientenkollektiv, das in den letzten Jahren diagnostiziert worden ist, findet sich nur noch in ca. 10 % der Fälle eine 
  Leberzirrhose. Dies ist zum einen auf eine verbesserte Diagnostik und frühzeitige Therapie zurückzuführen, zum anderen 
  scheint die Penetranz der HFE-assoziierten Hämochromatose eher gering zu sein, sodass man heute auch zunehmend 
  viele klinisch wenig betroffene Patienten findet. Viele genetisch betroffenen Patienten werden heute nur aufgrund 
  erhöhter Blutparameter und des dann folgenden Gentests identifiziert, klinische Symptome zeigen sie (noch) nicht. 
  Zwei große Studien wiesen eine vergleichsweise niedrige klinische Ausprägung bei in Screeningstudien neu entdeckten 
  homozygoten C282Y-Trägern nach (4,5). Tab. 2:
  Klinische Symptome       
  Niederau et al. 1985(6) 
  Adams et al. 1997 (7) 
  Nielsen 2000 (8)
  Leberzirrhose
  69 %
  22 %
  10 %
  Diabetes
  14 %
  5 %
  Arthropathie
  43 %
  29 %
  35 %
  Impotenz
  55 %
  40 %
  5 %
  Hautkolorierung
  75 %
  38 %
  22 %
  asymptomatisch
  27 %
  35 %
  keine Eisenüberladung
  15 %
  Diese neueren Erkenntnisse sollten insgesamt keinesfalls dazu führen, die Typ1 Hämochromatose insgesamt zu 
  verharmlosen. Einzelne Patienten sind bereits in frühen Jahren schwer betroffen und weisen substantielle eiseninduzierte 
  Organschäden auf, sodass in jedem diagnostizierten Fall eine konsequente, vorsorgliche Eisenentzugstherapie durch 
  Aderlässe erfolgen sollte.
  Die C282Y-Homozygotie ist der einzig gängige Genotyp, der einen klinisch relevanten Hämochromatose-Phänotyp 
  produziert. Andere Mutations-Konstellationen (C282Y/H63D-Compound-Heterozygotie, H63D-Homozygotie), führen nur 
  in wenigen Einzelfällen zu signifikanten biochemischen oder klinischen Symptomen in Richtung Eisenüberladung.  Seit 
  der Identifizierung des HFE-Gens 1996 hat es viele Untersuchungen zu möglichen modifizierende Faktoren des 
  phenotypischen Ausprägungsgrades der Hämochromatose gegeben. Dabei wurden äußere Einflussfaktoren (Ernährung, 
  Alkohol, Drogen, metabolisches Syndrom) genauso diskutiert wie genetische Ursachen (häufige Polymorphismen in der 
  BMP-Hepcidinaktivierungskaskade) (9). Aktuell werden auch Variationen in der Hepcidin-Promotorregion diskutiert (10), 
  die zu einem schweren Phänotyp mit besonders niedrigen Hepcidinspiegeln führen (11).
  Literatur
  1.
  Pietrangelo A. Hereditary Hemochromatosis - A new look at an old disease. New Engl J Med 2004; 350:2383-2397
  2.
  Schumacher HR. Hemochromatosis and Arthritis. Arthritis Rheumatol 1964; 7:41-50
  3.
  Rihl M, Kellner H. Die Arthropathie der Hereditären Hämochromatose. Z Rheumatol 2004; 63:22–29
  4.
  Niederau C, Fischer R, Sonnenberg A, Stremmel W, Trampisch HJ, Strohmeyer G. Survival and causes of death in 
  cirrhotic and non-cirrhotic patients with primary haemochromatosis. N Engl J Med 1985; 313:1256-1262
  5.
  Adams PC, Deugnier Y, Moirand R, Brissot P. The relationship between iron overload, clinical symptoms, and age 
  in 410 patients with genetic hemochromatosis. Hepatology 1997; 25:162-6
  6.
  Nielsen P. Gendiagnostische Möglichkeiten der hereditären Hämochromatose. In: Handbuch der Molekularen 
  Medizin, Band 6. Monogen bedingte Erbkrankheiten. D. Ganten, K. Ruckpaul (Hrsg.) Springer-Verlag Berlin  
  Heidelberg 2000; 455-475 
  7.
  Beutler E, Felitti VJ, Koziol JA, Ho JN, Gelbart T.  Penetrance of 845G*A (C282Y) HFE hereditary 
  haemochromatosis mutation in the USA. Lancet 2002; 359:211-18
  8.
  Asberg A, Hveem K, Thorstensen K, Ellekjter E, Kannelonning K, Fjosne U, Halvorsen TB, Smethurst HB, Sagen 
  E, Bjerve KS: Screening for hemochromatosis: high prevalence and low morbidity in an unselected population of 
  65,238 persons. Scand J Gastroenterol 2001; 36:1108-1115
  9.
  Deugnier Y, Mosser J. Modifying factors of the HFE hemochromatosis phenotype. Expert Rev Gastroenterol 
  Hepatol. 2008 Aug;2(4):531-40.
  10.
  Island ML, Jouanolle AM, Mosser A, Deugnier Y, David V, Brissot P, Loréal O. A new mutation in the hepcidin 
  promoter impairs its BMP response and contributes to a severe phenotype in HFE related hemochromatosis. 
  Haematologica. 2009 Mar 13. [Epub ahead of print] Links
  11.
  Casanovas G, Mleczko-Sanecka K, Altamura S, Hentze MW, Muckenthaler MU. Bone morphogenetic protein 
  (BMP)-responsive elements located in the proximal and distal hepcidin promoter are critical for its response to 
  HJV/BMP/SMAD.  J Mol Med 2009 May;87(5):471-80. doi: 10.1007/s00109-009-0447-2. 
 
  
 