in 3-4-wöchentlichem Abstand (Tabelle 1). In der Vergangenheit wurden Hypertransfusions-Schemata
praktiziert, bei denen schon bei einem Hb-Wert unter 12 g/dl eine erneute Transfusion durchgeführt wurde (9).
Solche Schemata führten zu einer raschen Eisenüberladung, die oft nur schwierig durch Deferoxamin zu
kontrollieren war. Auf der anderen Seite sollte man gerade bei Kindern den Hb-Wert nicht zu weit abfallen
lassen, um keine Hirnreifungsstörungen zu riskieren.
Transfusionstherapie bei ß-Thalassämie
Therapiebeginn
Hb < 8 g/dl
Basis-Hämoglobin
> 9-10 g/dl
Transfusionsintervall
3-4 Wochen
Transfusionsmenge
15-20 ml/kg
(Erythrozytenkonzentrat 60 %)
Tab. 1: Richtgrößen bei der Transfusionstherapie bei ß-Thalassämie.
Die Transfusionsgeschwindigkeit muss dem klinischen Zustand des Patienten angepasst werden. Bei neu
diagnostizierten Patienten mit länger bestehender schwerer Anämie sollte eine vorsichtige und langsame
Transfusion durchgeführt werden, um eine kardiale Belastung zu verhindern.
Das Hauptrisiko der lebenslangen Transfusionstherapie besteht in der Eisenüberladung. Darüber hinaus kann
es zur Alloimmunisierung kommen und Antikörper-Suchtests sollten einmal pro Jahr angefordert werden. Einige
Behandlungszentren empfehlen deshalb die Verwendung von Präparaten, die bezüglich aller Rhesus-Antigene
identisch sind. Solange bei einem CMV-negativen Patienten mit Thalassämie die Option für eine
Stammzelltransplantation gegeben ist, sollten CMV-negative Erythrozytenkonzentrate transfundiert werden, um
das Risiko der CMV-Reaktivierung nach Transplantation zu minimieren. Viele Patienten mit Thalassämie
entwickeln im Laufe der Zeit eine ausgeprägte Splenomegalie. Der damit verbundene Hypersplenismus führt zu
einem gesteigerten Transfusionsbedarf. Die Menge an verabreichten Erythrozytenkonzentraten in ml bzw. g
sollte dokumentiert werden, bei einem Verbrauch über 250 ml/kg x Jahr kann eine Splenektomie indiziert sein
(10).
Nach vielen Jahren regelmäßiger Transfusionen gibt es bei einigen Patienten das Problem des venösen
Zugangs. Gelegentlich wird dann die Implantation eines Port-a-Cath-Katheters notwendig. Die Hauptprobleme
sind hier die Katheterinfektion und –obstruktion. Erstere lässt sich durch Vancomycin bzw. Teicoplanin
behandeln, bei letzterer ist die Applikation von 5000-10000 E Urokinase in das Volumen des Porth-Systems
wirksam. Wenn Ausbildung und Beruf geringe Fehlzeiten erforderlich machen, können die Transfusionen auch
übernacht und am Wochenende verabreicht werden.
Vor der Ära der Transfusionstherapie betrug die Lebenserwartung von Kindern mit homozygoter ß-Thalassämie
oft nur wenige Jahre. Es kam zu schweren Knochendeformitäten, massiven Hepatosplenomegalien und Tod
durch Herzversagen. Mit regelmäßigen Transfusionen kann nicht nur die Anämie behandelt werden, sondern es
läßt sich auch den orthopädischen Problemen vorbeugen. Allerdings kommt es ohne Chelatortherapie zu
endokrinen Folgeschäden, Leberfibrose und –zirrhose und die meisten Patienten versterben in der zweiten
Lebensdekade an einer Herzinsuffizienz infolge der kardialen Hämosiderose (11).
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10